Falter-chans Schreibstube, Episode 16 - Dialogfieber
Guten Tag! :D
Disclaimer: bei Falter-chans Schreibstube geht es um Ratschläge zur Verbesserung von Qualitätsproblemen, die im FF-Archiv häufig sind. Es geht weder darum, die Leser zu großen Literaten zu machen, noch darum, Autoren, Fandoms, Schreibstile oder FFs schlecht zu machen oder zu demütigen. Der Weblog spiegelt allein die Meinung der Verfasser wider. Schreiben ist natürlich eine Kunst, und Kunst ist flexibel – aber Qualität gibt’s halt trotzdem.
Herzlich willkommen zu einer neuen Episode aus Falter-chans Schreibstube! Heute wollen wir uns mit dem Verfassen von Dialogen beschäftigen.
Bitte beachtet, dass dieser Beitrag aus subjektiver Sicht verfasst wurde und natürlich keine Musterlösung darstellt, sondern lediglich dazu beitragen soll, sich mit dem Schreiben von Dialogen auseinanderzusetzen.
Vorab klären wir jedoch die Frage, was Dialog überhaupt bedeutet:
Ein Dialog ist eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede. Er ist Teil des Sprachgebrauchs.¹
Falter-chan weiß aus Erfahrung, dass das Dialog-Schreiben in Geschichten häufig Probleme bereitet, doch es gibt ein paar Tricks und Kniffe, um Dialoge unbeschwert und lebendig erscheinen zu lassen.
Beschäftigen wir uns zunächst mit dem Aufbau eines Dialogs. Ein Dialog entsteht immer dann, wenn mindestens zwei Charaktere miteinander kommunizieren möchten. In schriftlicher Form drücken wir dies mithilfe von Anführungszeichen aus.
Die gängigsten Anführungszeichen sehen wie folgt aus:
„Die deutsche Variante“
»Die eingedeutschte, französische Variante«
"Die englische Variante"
Nachdem dieser Punkt geklärt ist, rücken wir weiter zum eigentlichen Punkt:
Der Kommunikation in Schriftform.
Da Falter-chan der Meinung ist, anhand eines Beispiels gewisse Punkte aufzeigen zu können, folgen nun ein paar Dialoge aus einer Geschichte, die wir gemeinsam in ihre Einzelteile zerlegen werden.
Dialog Nummer eins: Der gemischte Dialog
Falter-chan betrachtet diesen Dialog als gemischten Dialog, da der Schreiber nicht ausschließlich mit der wörtlichen Rede arbeitet, sondern zusätzlich noch Gedanken und Nebensätze mit einfließen lässt.
„Wenn du hier fertig bist, wartet noch ein Karton mit den neusten Pornos.“
„Pornos?“
„Klar, oder meinst du, wir verleihen hier nur Komödien?“ Auf der Suche nach einer passenden Antwort blicke ich meinem Vorgesetzten entgegen. Klar ist mir bewusst, dass eine Videothek nicht nur Komödien zum Verleih anbietet, aber Pornos? Im Zeitalter des Internets? Wer leiht sich noch solche Filme aus?
„Naruto?“ Die Stimme meines Chefs unterbricht diesen Gedankengang.
„Ja?“
„Bekommst du das hin?“
„Pornos einsortieren?“
„Ja.“
„Uhm … klar? Ich weiß zwar nicht, wo die Abteilung dafür ist, aber ich werd sie schon finden …“
„Sie ist oben.“ Ich blicke in die Richtung, in die mein Vorgesetzter deutet. Also genau dort, wo ich bisher noch nicht war …
„Ich werde jetzt die Abrechnung machen und dann gehen. Ich schließ dich dann ein.“
„Okay“, meine ich, ehe ich den mittelgroßen Karton mit den letzten Filmen anhebe.
Hier erleben wir die Gedanken eines Charakters, der mit einem anderen (in diesem Fall seinem Vorgesetzten) kommuniziert. Durch Nebensätze wird die Szenerie, aber auch die Gedankenwelt des Charakters beschrieben.
Dialog Nummer zwei: Der reine Dialog
Bei diesem Dialog besteht die Möglichkeit, ihn vollkommen ohne Nebensätze oder Gedanken zu verwenden, trotzdem ist zu jeder Zeit ersichtlich, wer wann spricht.
„Sasuke?“
„Mhm?“
„Glaubst du an Esoterik?“
„Huh?“
„Naja, an Geister und son Zeugs … Zauberei.“
„Hast du dir wieder idiotische Geistersendungen angesehen?“
„Sasuke, ich mein es ernst, stell dir mal vor, wie wir hier sitzen … aber nicht alleine! Es könnte noch jemand im Raum sein.“
„Naruto ...“
„Und genau in diesem Moment, wo ich spreche, könnte ein Geist wild neben uns breakdancen und wir würden es nicht mal bemerken!“
„Soll ich das Licht anmachen?“
„Was? Wieso?“
„Weil du offensichtlich aufgedreht bist und ich würde gerne sehen, wohin ich zielen muss, damit ich dich ausknocken kann.“
„Aww, Sasuke, du bist zu gemein!“
„Schlaf einfach ...“
„Aber die Geister!“
„Wenn du nicht ruhig bist, wirst du gleich der einzige Geist hier im Raum sein.“
„Sasuke-Bastard ...“
Durch das gelegentliche Verwenden von Namen wird klar ersichtlich, wer wann spricht. Verwechslungen ausgeschlossen.
Aber dadurch werden Dialoge nur wenig lebendig, oder?
Die Kunst des Dialog-Schreibens ist nicht einfach, oft erscheinen Dialoge zu steif und wir stellen uns häufig die Frage, woran das liegen mag.
Falter-chan stellt sich hier folgende Fragen:
-
Auf welchem Sprachniveau befindet sich die Geschichte?
-
Und welche Sprache verwende ich?
Falter-chan hat oft die Beobachtung gemacht, dass Autor-san versucht, gehobene Wörter in Dialoge zu verpacken, damit sie sich an den restlichen Text der Geschichte anpassen. Doch muss sich ein Dialog überhaupt sprachlich anpassen?
Arbeitet Autor-san durchgängig im gehobenen Sprachgebrauch und mit vielen Fremdwörtern, wird häufig versucht, dies auch in Dialoge mit einfließen zu lassen, was dafür sorgt, dass Dialoge häufig steif wirken.
Auch ein Doktor der Physik besitzt die Fähigkeit, normale Sprache zu verwenden, wenn er sich mit Menschen unterhält, dessen sind wir uns einig, oder?
Beispiel:
Der Doktor befindet sich auf einer langweiligen Dinnerparty und wird dazu gezwungen, mit ein paar Kollegen Smalltalk zu betreiben (überspitzte Darstellung).
„Ich hatte angenommen, dass Fabian dieser Veranstaltung fernbleiben wollte.“
„Nein. Zwar lag die Vermutung nahe, er würde erst zum eigentlichen Dinner erscheinen, doch scheinbar war dies nicht der Fall.“
Sprechen wir so? In der Regel tun wir das nicht.
Falter-chans Tipp hierzu lautet also:
Geht in Gedanken durch, wie ihr etwas aussprechen würdet. Wie würdet ihr an der Stelle des Charakters kommunizieren? Auch wenn dieser Sprachgebrauch durchaus im Bereich des Möglichen liegt, möchte man es dem Leser doch nicht unnötig schwer machen, indem man teilweise geschwollene Sprache verwendet, die langweilig und steif wirkt, oder?
Hier eine Möglichkeit, wie man diesen kurzen Dialog noch schreiben könnte:
„Ich bin davon ausgegangen, dass Fabian heute nicht kommen will.“
„Nein. Ich hab zwar gedacht, dass er es erst zum eigentlichen Dinner schafft, doch scheinbar hat sich diese Vermutung erübrigt.“
Allgemein ist es eher schwierig, sich mit Dialogen, die ausschließlich in der Vergangenheitsform geschrieben werden, zu identifizieren (subjektiv aus Falter-chans Sicht betrachtet).
Merkregel also: Schreib wie du sprichst! Dialog-Text sollte sich sprachlich deutlich vom Erzählertext abheben, weil das den ganzen Text lebendiger macht.
Aber das macht einen Dialog noch immer nicht ganz lebendig, ne?
Gehen wir doch noch einmal zurück zu den gemischten und reinen Beispieldialogen.
Bei dem gemischten Dialog möchte man dem Leser suggerieren, wie die Umgebung und Gedankenwelt des Charakters aussieht, aber gleichzeitig wird auch versucht, einen Dialog mit einfließen zu lassen (aus jeder Sicht und Perspektive anwendbar).
„Wenn du hier fertig bist, wartet noch ein Karton mit den neusten Pornos.“
Die Einleitung erfolgt durch Charakter Nummer eins.
„Pornos?“
Charakter zwei gibt darauf eine Antwort, die als Frage gekennzeichnet wird, um Charakter eins die Möglichkeit zu bieten, eine Gegenantwort zu geben.
„Klar, oder meinst du, wir verleihen hier nur Komödien?“ Auf der Suche nach einer passenden Antwort blicke ich meinem Vorgesetzten entgegen. Klar ist mir bewusst, dass eine Videothek nicht nur Komödien zum Verleih anbietet, aber Pornos? Im Zeitalter des Internets? Wer leiht sich noch solche Filme aus?
Hier spricht wieder Charakter eins, doch im Anschluss verschwindet der Leser in der Gedankenwelt von Charakter zwei, der innerlich einen Monolog führt.
„Naruto?“ Die Stimme meines Chefs unterbricht diesen Gedankengang.
Charakter eins holt Charakter zwei mit dem Rufen des Namens aus dem inneren Monolog.
„Ja?“
Auf den Charakter zwei dann antwortet.
„Bekommst du das hin?“
„Pornos einsortieren?“
„Ja.“
„Uhm … klar? Ich weiß zwar nicht, wo die Abteilung dafür ist, aber ich werd sie schon finden …“
Dann folgt ein kurzer, reiner Dialog, ohne Gedanken oder Beschreibung der Szene.
„Sie ist oben.“ Ich blicke in die Richtung, in die mein Vorgesetzter deutet. Also genau dort, wo ich bisher noch nicht war …
Doch Charakter eins gibt mit seiner Antwort Charakter zwei die Möglichkeit, wieder etwas Szenerie mit einzubinden.
„Ich werde jetzt die Abrechnung machen und dann gehen. Ich schließ dich dann ein.“
Hier startet wieder Charakter eins, der den Dialog beenden wird.
„Okay“, meine ich, ehe ich den mittelgroßen Karton mit den letzten Filmen anhebe.
Und Charakter zwei erwidert mit dem Okay, ehe er seine Arbeit fortsetzt und quasi zustimmt, den Dialog an dieser Stelle zu beenden.
Aber das war immer noch nicht alles …
Stimmt. Denn es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die man beachten sollte, wenn man Dialoge schreibt.
Zwei Charaktere sind zwei Charaktere, richtig?
Falter-chan hat schon sehr viele Dialoge gelesen und dabei oft bemerkt, dass Autor-san Charaktere, die mitten in einem Dialog stecken, gleich klingen lässt.
Autor-san sollte allerdings darauf achten, Charaktere unterschiedlich klingen zu lassen, um den Dialog lebendiger zu gestalten. Versetzt euch in die Rolle jedes einzelnen Charakters, wie spricht er? Wie agiert er? Und versucht genau diese Züge in Dialoge mit einfließen zu lassen (Falter-chan redet hier natürlich von wichtigen Hauptcharakteren).
Zuletzt folgt noch ein rein subjektiv empfundener Tipp, der bei der Anwendung von Nebensätzen helfen kann:
„Hallo“, sagt sie.
„Hallo“, sagt er.
„Wie geht’s?“, fragt sie.
„Gut. Und dir?“ fragt er.
Vielleicht kann man schon erahnen, worauf Falter-chan hinaus möchte … falls nicht, dann folgt hier natürlich die Erklärung:
Bei der Verwendung von Nebensätzen bietet es sich an, Synonyme zu finden, um Dialoge weniger eintönig erscheinen zu lassen (oh ja, hier scheiden sich die Geister, rein subjektiv betrachtet, ne?)
Beispiel:
„Hallo“, sagt sie.
„Hallo“, erwidert er.
„Wie geht’s?“, fragt sie.
„Gut. Und dir?“ Er mustert ihr Erscheinungsbild (ja, hier wäre Platz für einen Gedankengang).
Natürlich ist das Benutzen von Synonymen reine Geschmackssache, doch Falter-chan findet, dass gewisse Synonyme einen Dialog lockerer gestalten können.
Wie empfindet ihr das Schreiben von Dialogen? Kommen euch gewisse Probleme bekannt vor? Wie puzzelt ihr eure Dialoge zusammen?
Übersicht über die bisherigen Episoden:
Episode 1: Synonyme Episode 2: Rechtschreibung
Episode 3: Ich-Erzähler Episode 4: Kommasetzung I
Episode 5: Du-Erzähler Episode 6: Kommasetzung II
Episode 7: Personaler & auktorialer Erzähler
Episode 8: Apostrophe Episode 9: Wörtliche Rede I
Episode 10: Sexszenen I Episode 11: Wörtliche Rede II
Episode 12: Sexszenen II Episode 13: Groß/Kleinschreibung
Epiode 14: Absätze Episode 15: Sex III (Gewalt)
¹Quelle: Wikipedia